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Kokos­öl und andere Ver­dächtige

„Ach ja, die Augenentzündung hat er seit 3 Wochen/Monaten.

Ich hab dann mal bei Google und bei Facebook gefragt und die haben mir zu  kolloidalem Silber/ Kamille/Euphrasia geraten!

Und meine Bekannten haben dann auch noch gesagt ich soll mal Kokosöl ins Futter/Fell/Auge machen. Auch Bernstein/Apfelessig oder Chlorbleiche würden helfen.“

Fast alle tierärztlichen Mitarbeiter und Tierarzt-Kollegen verdrehen gerade die Augen und bekommen Schnappatmung, aber genauso verläuft ein fast täglich stattfindendes Gespräch beim Tierarzt. Irgendwelche, wahlweise schädliche oder auch harmlose Hausmittelchen werden im Internet empfohlen und ohne zu Zögern gegeben.

Warum ist das so:

1. Weil zum Teil aus finanziellen oder zeitlichen Gründen der Tierarztbesuch gescheut wird.

2. Weil das Internet so vermeintlich nah dran und verlässlich ist. 

3.Weil in Gassigruppen und beim Züchter ja immer Fachmänner unterwegs sind, die ja auch selber Hunde und Erfahrung haben. Oder wahlweise in Facebook Katzengruppen.

Dann werden schon mal schädliche oder nicht ganz unbedenkliche Hausmittelchen empfohlen und gegeben. Zum Teil lange und auf den ausbleibenden Erfolg wird dann auch nochmal gewartet.

Wenn dann das Euphrasia hilft, was es durchaus tun kann, weil durch die verstärkte Durchblutung und dadurch resultierende Reizung mehr Tränenflüssigkeit produziert wird, gut.

Aber wenn die Uveitis (Entzündung des Augeninneren) nicht anspricht und schlimmer wird, sind schon 2-3 Tage abwarten eine lange Zeit mit Schmerzen für den Hund. 

Auch die Gabe von schwarzem oder Kamillentee am Auge oder kolloidalen Silbertropfen ins Auge, können eine Hornhaut schlimmer machen, als es vorher und vor allem auch die eigentliche Ursache wie zum Beispiel einen Hornhautdefekt überdecken.

Wir haben öfter Hunde auf dem Tisch, die man nicht anfassen kann und mag, weil sie durch das viele Kokosöl so glitschig sind und auch wie eine Familienpackung Bounty riechen.

Oder die Katzenbabies, die wegen Flohbefall mit Sonnenblumenöl eingerieben wurden und nach einer Woche wie eine schlechte Pommessbude gerochen haben, weil das Fett ranzig geworden ist. Sicher für die Katzen nicht schön beim Putzen.

Die Gabe von Chlorbleiche gegen Infektionen oder Viruserkrankungen bei Katzen ist sicher nicht ohne  gefährliche Nebenwirkungen. (Wahre Geschichte!)

Knoblauch mag lecker sein und gegen Vampire helfen, aber für Hunde ist er giftig und hilft weniger gegen Zecken. Zumindest haben manche Zecken die Möglichkeit sich auf den Bernsteinkettchen auszuruhen, bei ihrer Wanderung über den Hund.

Auch die Gabe von Kaninchenohren als Kauartikel gegen Wurmbefall, die wie ein guter Wischmop den Darm „ausputzen“ sollen, ist uns schon begegnet. 

Sicher kennen nicht nur wir Tierärzte und Tiermedizinische Fachangestellte einige dieser Anekdoten.

Aber sicher ist eines:

Ein unbedenkliches, nicht schädliches Hausmittelchen kann man ausprobieren, aber wenn nicht schnell eine Verbesserung eintritt, sollte man umdenken.

Ein Durchfall, der nach 4 Wochen Moroscher Karottensuppe nicht weg ist, wird auch nicht mehr weggehen und man verliert Zeit.

Und nun?

Bleibt offen und hinterfragt irgendwelche Vorschläge und Mittelchen aus dem Internet. Nicht alles ist frei von Nebenwirkungen und nicht alle „Experten“ sind wirklich solche.

Nicht alle Medikamente, die Euer Tierarzt empfiehlt sind Verschwörungen der „bösen Pharmaindustrie“, sondern können Leben retten und Schmerzen nehmen.

Für die wichtigen Fragen sind wir für Eure Tiere und Euch da:

Eure Tierärzte und Tiermedizinischen Fachangestellten

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