Auf unserem Instagram-Account ( @dietieraerztin ) kam gerade eine interessante Diskussion zum Thema Narkose und Narkoseüberwachung auf.
Also wollen wir das hier mal vertiefen:
Das Risiko in einer Narkose zu sterben ist für unsere Vierbeiner deutlich höher als für den Menschen.
Bei gesunden Hunden liegt die Rate der Todesfälle bei 0,05% bei der Katze sogar bei 0,11%. https://www.asahq.org/standards-and-guidelines/asa-physical-status-classification-system
Seit der letzten Studie im Jahr 1990 hat sich die Zahl der Todesfälle zumindest halbiert. Das klingt gut, wenn man aber sieht, dass sich die Sterblichkeit in der Humanmedizin um das 25-fache verringert hat, dann ist es eher ernüchternd.
In der Humanmedizin wurden seit 1950 bessere Ausbildungen und eigene Fachrichtungen im Bereich der Anaethesiologie bei Ärzten und auch OP/Intensivpflegern geschaffen. Das ist leider in der Tiermedizin noch nicht überall angekommen.
Ein echter erster Schritt in die richtige Richtung war die Veröffentlichung der VAINS-Leitline der DVG. https://www.dvg.net/fileadmin/Bilder/DVG/PDF/Leitlinien/16-08-17-Leitlinie_Anaesthesie_bei_Hund_und_Katze_Langversion_17_08_2016.pdf
Hier ein wichtiger Auszug:
Jeder Tierarzt/Tierärztin, der eine Allgemeinanästhesie durchführt, muss in der Lage sein:
- den Atemweg des Tieres zu sichern (Intubation)
- Sauerstoff zu verabreichen
- manuell eine kontrollierte Beatmung mittels Ambubag oder Narkosegerät durchzuführen
- Medikamente und Infusionslösungen intravenös zu verabreichen, idealerweise über einen Venenkatheter
- eine kardiopulmonale Wiederbelebung durchzuführen
Zu einer guten Narkose gehört aber auch eine Voruntersuchung, um Euer Tier in eine der 5 ASA-Gruppen, mit mehr oder weniger Risiko einstufen zu können.
Eine vorher erfolgte Blutuntersuchung und/oder ein Röntgenbild helfen, das Risiko für Euren Liebling zu verringern und besser auf eventuelle Zwischenfälle vorbereitet zu sein.
Manchmal wird nach den ersten Untersuchungen auch noch ein spezielles Herzultraschall empfohlen.
All dies geschieht nicht, wie hier soviele gerne schreiben, um noch mehr Geld „abzuzocken“, sondern um Euer Tier gut durch eine Narkose zu bringen.
In der Narkose sollte eine assistierte Überwachung, also nicht nur „Atmet es noch?“ sondern auch andere Parameter wie EKG, Blutdruck, Sauerstoffsättigung und mehr, erfolgen.
Auch nach der Narkose, in der Aufwachphase, ist besonderes Augenmerk geboten. Gerade hier kann die Temperatur fallen und es kann zu Problemen kommen. Gerade jetzt darf die Überwachung nicht einfach aufhören.
Eine gute Operation oder Zahnbehandlung bedeutet also nicht nur, man braucht einen guten Chirurgen oder Zahntierarzt, sondern auch jemand, der fachgerecht eine Narkose durchführen kann.
So aber jetzt mal zur Gretchenfrage:
Macht Euer Tierarzt das?
Jeden Tag klingelt bei uns das Telefon und es werden Preise abgefragt.
Die erste Antwort, die kommt ist:
„Sie sind teurer!“
Klar sind wir das. Weil wir mehr machen. Mehr aufpassen und mehr überwachen. Auch nach der Operation oder Zahnbehandlung noch das Tier kontrollieren und nicht einfach in die Box legen.
Ihr dürft fragen, gerne sogar. Aber man darf nicht einfach Preise vergleichen und sagen, es ist überall gleich.
Also sprecht mit der Tierarztpraxis Eures Vertrauens und bleibt mit ihnen in Verbindung. Dafür sind wir Tierärzte da:
Für Euch und Eure Lieblinge!