Brauchen wir einen tierärztlichen Notdienst?
Ja brauchen wir. Aber nur noch für Notfälle bitte.
Wir haben an diesem wunderschönen sonnigen Pfingstmontag Notdienst. Die Lockerungen der Corona-Beschränkungen haben gerade allen Menschen etwas Erleichterung gebracht und fast alle genießen das unglaublich schöne Wetter.
Fast alle, denn die anderen Menschen sind mit ihren Tieren beim Notdienst. Nicht nur wir haben gut zu tun, sondern auch die anderen Tierarztpraxen und Tierkliniken sind gut gefüllt.
Wenn das wirklich alles „richtige Notfälle“ wären, dann würde es wahrscheinlich ganz anders aussehen.
Notdienst beim Tierarzt oder in der Tierklinik bedeutet seit Februar 2020 eine pauschal zu entrichtende Notdienstgebühr von 50€ netto, also in etwa 60€ mit Mehrwertsteuer. Dazu kommt verpflichtend der zweifache Satz der GOT, in schwierigeren Fällen auch der drei-oder vierfache Satz.
Das sind alles Kosten, die, wenn das Tier nicht versichert ist, vom Tierhalter getragen werden müssen. Gerade im Notdienst sind keine Ausnahmen wie Zahlung auf Rechnung oder Ratenzahlung möglich. Und dann kann es sein, dass man sehr schnell, vor allem in der Klinik mit Summen um die 300 bis 500 € aufwärts rechnen muss.
Aussichten? Beim Wetter und Corona hoffentlich gut, beim tierärztlichen Notdienst eher schlecht.
Notdienst ist ein rares Gut und wird es in Zukunft auch bleiben. Es wird immer schwieriger werden, Notdienst aufrecht zu erhalten, da leider nicht alle Kollegen teilnehmen und auch immer mehr Tierkliniken ihren 24/7-Dienst beenden.
Im Notdienst sind genau wie sonst auch die Anforderungen hoch. Jeder möchte das Beste für sein Tier und nach Möglichkeit auch eine schnelle Hilfe. Wenn der Notdienst weiterhin so überlaufen ist, werden Wartezeiten von 3-4 Stunden keine Seltenheit bleiben. Und „echte“ Notfälle haben das Nachsehen.
Was können Sie tun?
1. Eine wirklich gute Krankenversicherung für Ihr Tier abschließen, die es Ihnen möglich macht auch plötzliche Rechnung im Notdienst entspannt begleichen zu können. Dazu gehört nicht nur eine OP-Kostenversicherung, sondern am besten eine richtige komplette Versicherung. Und selbst wenn am Ende nur 80% der Kosten übernommen werden, so ist das sicher besser, als komplett auf der Rechnung sitzenzubleiben.
2. Falls keine Versicherung besteht oder auch keine abgeschlossen werden kann, dann sollten Sie einen Betrag auf dem Konto haben, der es Ihnen leichter macht den Notdienst in Anspruch zu nehmen. Pauschal würde ich mal 500- 1000 € schätzen um keine Überraschung zu erleben.Wir sind als Tierärzte da, um Ihr Tier gesund zu machen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir können uns nicht um Ihre Kosten kümmern, dass ist nicht unser Job.
3. Wenn ein Tier erkrankt, nicht abwarten. Das nächste Wochenende kommt bestimmt und damit dann der Notdienst. Viele Sachen, die bei uns vorgestellt werden, sind schon seit ein paar Tagen oder womöglich Wochen beobachtet worden und keiner hat sich die Mühe gemacht, mit dem Tier um Tierarzt zu gehen. Erkrankungen verschwinden eher nicht über Nacht, sondern werden schlimmer, besonders gerne am Samstag Abend. In den normalen Sprechzeiten kosten die Behandlungen nicht das Doppelte und es gibt auch keine Notdienstgebühr. Also ab in die reguläre Sprechstunde.
4. Lassen Sie sich bei Ihrem Haustierarzt beraten! Ihr Tier ist schon älter oder anfällig für immer die gleiche Art von Problem? Sicher gibt es die Möglichkeit sich eine Art Hausapotheke mit Schmerzmittel oder einem sinnvollen Präparat gegen Durchfall und Erbrechen zuhause in petto zu halten. Wenn Sie kleinere „Wehwehchen“ mit einem gut gemachten Pfotenverband oder mit Ruhighalten und einem Schmerzmittel in den Griff bekommen, lässt sich die reguläre Sprechstunde am Montag meist gut abwarten.
5. Notfall/Erste-Hilfe-Kurse: Gibt es bei ganz vielen Kollegen, nicht umsonst, aber die sind ihr Geld wert. Wann ist ein Notfall ein Notfall, wann muss ich zum Tierarzt und wie schnell. Wenn man hier gut einschätzen kann, lässt sich auch manchen Besuch im Notdienst vermeiden.
So … Alles klar?
Nicht zu lange warten. Nicht den Tierarzt anmaulen, dass es Geld kostet. Notfälle erkennen können.
Hoffentlich haben Sie nie einen! Wir drücken die Daumen und die Pfoten.
Ihr Team der Tierarztpraxis Grelck